Donnerstag, 2. Mai 2013

Vom Hobby zur Leidenschaft, von der Leidenschaft zur Aufgabe!

Hallo, ihr Lieben!

Als kleines Kind hat mir meine liebe Mami immer theatralisch und mit viel Hingabe vorgelesen. Ich weiß noch, wie sehr ich das Buch "Die kleine Meerjungfrau" geliebt habe. Bei einer Reise nach Italien ist es verloren gegangen... Dann habe ich selbst lesen gelernt (mit etwa 4/5 Jahren). Höhö, von da an konnte ich mir selbst aussuchen, was ich lese. Okay, ich geb's zu. Ich habe nicht sofort zu meinen Lieblingsautoren gefunden, sondern eher geschichtliche Bücher über die Antike und Ägypten gelesen. Und über Biologie. Viel, viel Biologie. Ich muss ein ziemlich langweiliges Kind gewesen sein. ;-)
Später kamen dann Bücher wie Der geheime Garten, Der kleine Lord, Das Feuer von Kreta und ähnliche dazu. Tja und dann kam Harry Potter auf den Markt. Dann ging die Post ab...
Wie ihr seht, lebe ich fürs Lesen und Schreiben. Ohne fühle ich mich nicht vollkommen. Und nun habe ich in meiner Literaturwelt neben eben diesen Hobbies noch ein weiteres entdeckt:

Betalesen.
Aber was ist "Betalesen" eigentlich? Wenn ich's knapp beschreiben würde, dann wahrscheinlich 'ne "abgespeckte Version des Lektorierens". Ziemlich abgespeckt sogar. Im Moment habe ich drei Autorinnen, für die ich lese und hoffe doch sehr, dass ich meine Arbeit gut mache ;-)
Für mich persönlich ist es ein Hobby, das für mich gleichzeitig ein Riesen-Privileg ist, denn es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn mir junge Autoren ihre Werke zusenden. Ich weiß selbst, dass solch ein Text wertvoll ist, denn man steckt schließlich viele Überlegungen, viel Zeit und Herzblut hinein. Deswegen versuche ich, sie so kritisch wie möglich zu betrachten und dabei den Text nicht zu zerreißen. Mein persönliches Ziel ist, den Schreibern dabei zu helfen, jeden Text zu ihrem BESTEN Werk zu machen (oweia, hört sich das geschwollen an... ich will auf keinen Fall behaupten, dass ich dazu in der Lage bin). Ich kenne es selbst von mir, dass ich manchmal so sehr in einer Handlung drin bin, dass ich mit meinen Gedanken bereits meilenweit voraus bin und meine Texte kaum noch Sinn ergeben, wenn ich sie im nachhinein lese. Dabei war die Idee sicherlich gut. Und ich hätte es bestimmt besser machen können. Aber wie soll ich mich selbst verbessern, wenn ich doch weiß, was ich meine? 
So und ähnlich sehe ich die Werke. Ich lese nicht nur, sondern versuche bei verzwickten Passagen zu verstehen, was eigentlich gemeint ist. Und kommentiere sie dann.

Was mir manchmal furchtbar leid tut, ist die Tatsache, dass viele junge Schreiber nicht so gute Erfahrungen mit Betalesern gemacht haben. Dass sie nach der Kritik aufgegeben haben. Dass sie glaubten, sie seien hoffnungslose Fälle. Oder dass sie ihren Text dann zwar fertig bekommen haben, ihn aber nicht mehr als "ihr Werk" empfanden. Dabei HABEN sie Talent. Und sie HABEN gute Ideen. 

Da zeigt sich, dass ein Betaleser viel Einfühlungsvermögen braucht, um die Autoren nicht fertig zu machen, sondern zu unterstützen. Ich persönlich weiß nicht, ob ich irgendwelche Kriterien erfülle, um ein guter Betaleser zu sein, aber ich bin dankbar für die Zusammenarbeit bisher. Diese Aufgabe gibt mir insofern sehr viel, da ich lerne: 
1. wieviel Fantasie ein Mensch eigentlich haben kann- und wie wunderbar es ist, bei einem Entstehungsprozess dabei zu sein.
2. mit Texten richtig umzugehen und um die Ecke zu denken
3. mit den Autoren umzugehen und den richtigen Ton anzuschlagen (und zwar bei jedem Autor ganz individuell)
4. und zu guter Letzt: mein eigenes Sprachverständnis aufzubessern.

An dieser Stelle bedanke ich mich nochmal von ganzem Herzen bei den Autorinnen (die wissen, wer gemeint ist), dass sie mir solch eine Zusammenarbeit und Erfahrung ermöglichen. Ich habe das Gefühl, dass ich durch diese Aufgabe nicht nur als Leser, sondern auch als Autor gewachsen bin.

Einen wunderbaren Abend euch noch

Das Mango